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Rückblick auf 100 Jahre Pfadi in Zürich - Ausstellung im Stadthaus Zürich

Zur Eröffnung der Ausstellung sprachen Stadtpräsidentin Corine Mauch sowie der Vereinspräsident Dr. Helmut Meyer, anschliessend hielt der Zoodirektor Dr. Alex Rübel ein Kurzreferat und die Kuratoren Marion Elmer, Pascal Pauli und Magdalena Rühl stellten die Ausstellung vor. Die Ausstellung wurde anlässlich des Jubiläums vom Verein Pfadiausstellung Zürich in Zusammenarbeit mit der Abteilung Kultur organisiert.

100 Jahre Pfadi in Zürich - Ausstellung im Stadthaus Zürich

Ein vielfältiges Begleitprogramm ergänzte die Ausstellung mit Diskussionsrunden, Vorträgen und Führungen. Durch den grossen Besuchererfolg wurde die Ausstellungsdauer, um zwei Monate, bis 20. Oktober 2012 verlängert.

Seit hundert Jahren gibt es die Pfadi in der Stadt Zürich. Angesichts der Tatsache, dass eine Pfadikarriere fünf bis zehn, selten fünfzehn Jahre dauert, ist dies eine lange Zeit und zeugt von erstaunlicher Konstanz. Die Pfadis von heute leben in ganz anderen Verhältnissen als die Pfadis vor hundert Jahren. Dementsprechend hat sich auch die Pfadibewegung verändert und wird sich weiter verändern müssen, um eine zeitgemässe Jugendorganisation zu bleiben. Ihren Grundsätzen ist sie aber treu geblieben: Junge werden durch Junge geführt und ermutigt, selber ihren Weg zu finden und Verantwortung zu tragen.

Die Ausstellung „100 Jahre Pfadi in Zürich" zeigte, wie die Pfadibewegung in Zürich entstanden ist, sich entwickelt hat und heute dasteht. Sie dokumentiert die Besonderheiten der Pfadi im Vergleich zu anderen Jugendorganisationen. Sie zeigte, warum für viele Zürcherinnen und Zürcher die Zugehörigkeit zur Pfadi ein wichtiges Element in ihrer Biographie ist. Sie verweist aber auch auf die Herausforderungen, die sich der Pfadi in der Gegenwart stellen.

Pfadi und Zürich

Die Pfadibewegung hat sich in der Schweiz zunächst in den Städten entwickelt. Schon 1912 sind in Zürich die ersten Pfadigruppen entstanden. Die Ausstellung zeigt den Pfadibetrieb in Zürich in Vergangenheit und Gegenwart. Die Pfadiabteilungen des 21. Jahrhunderts mit ihrem Selbstverständnis und ihren Aktivitäten werden vorgestellt. Warum machen die jungen Zürcher und Zürcherinnen bei der Pfadi mit – oder auch nicht? Und weshalb tut sich die Pfadibewegung so schwer damit, Kinder mit Migrationshintergrund zu erreichen?

Junge führen Junge

Wozu ist Pfadi eigentlich gut? Sie bringt keine Spitzenfussballer hervor, erzieht die Kinder und Jugendlichen nicht zu gläubigen Katholiken oder Protestanten, rekrutiert keinen Parteinachwuchs und führt keinem Turnverein Nachwuchs zu. Was ist also der Zweck der Pfadibewegung, wenn sie keinem

Sportverein, keiner Religion, keiner Partei, keiner Ideologie dient? Diesen Fragen geht die Ausstellung auf den Grund: Sie thematisiert die Grundlagen und Methodik der Pfadi. Methoden wie „Persönlicher Fortschritt"» und „Junge führen Junge" werden seit über 100 Jahren erfolgreich praktiziert: Was für einen 8-jährigen „Wolf" damit beginnt, das Holz für ein Feuer richtig aufzuschichten, endet einige Jahre später vielleicht in der Organisation eines zweiwöchigen Lagers für mehrere Dutzend Kinder und Jugendliche. So wird sichtbar gemacht, dass die Pfadi letztlich der persönlichen Entwicklung des Einzelnen zum Nutzen der gesamten Gesellschaft dient.

Frauen in der Pfadi

Dass sich Mädchen und junge Frauen in Vereinen betätigen und Leitungsfunktionen übernehmen, ist heute selbstverständlich. Doch als vor fast 100 Jahren die ersten Mädchen-Pfadiabteilungen in Zürich gegründet wurden, war dies noch keineswegs der Fall. In diesem Teil der Ausstellung fragen wir Pfadileiterinnen vergangener Jahrzehnte danach, weshalb sie Leiterinnen wurden, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten und was sie an der Pfadiidee fasziniert hat. Wir lassen aber auch heutige Pfadileiterinnen zu Wort kommen: Welche Aufgaben nehmen sie in reinen Mädchen-abteilungen und welche in gemischten Abteilungen wahr und wie erleben sie die Unterschiede?

 

Postkarte -  100 Jahre Pfadi Züri

Rückseite: Farbige Postkarte zur Ausstellung „100 Jahre Pfadi in Zürich"
Ausstellung im Stadthaus Zürich – anlässlich der Eröffnung der Ausstellung.

Pfadi und Rituale

Sie tragen seltsame Namen, haben ihr eigenes Gesetz, das ein Leben lang zu befolgen sie bei Treffen in dunklen Wäldern schwören, praktizieren seltsame Rituale, trinken obskure Tränke, skandieren Rufe in seltsamen Sprachen und führen scheinbar sinnlose Mutproben durch. Ja, diese Pfadi ist für Aussenstehende häufig eine unbegreifliche, wenn nicht gar unheimliche Gesellschaft! Höchste Zeit, Licht ins Dunkel dieser Rituale und Traditionen zu bringen. Nicht alle Pfadirituale lassen sich bis ins Letzte erklären, haben aber im Verlauf der letzten 100 Jahre eine eigene Bedeutung und Wichtigkeit angenommen. Dieser Teil der Ausstellung bietet Nicht-Pfadis einen Einblick in die nicht immer leicht verständliche Welt der Pfadis, hinterfragt aber auch kritisch Traditionen.

Postkarte -  100 Jahre Pfadi Züri

Farbige Postkarte der "Pfadi Züri", mit Sondermarke Europa Cept aus dem Jahre 2007 

Einmal Pfadi – immer Pfadi

Die ehemaligen Zürcher Stadträte Esther Maurer, Monika Weber und Thomas Wagner waren es, ebenso wie Historiker Peter Stadler und der Zürcher Zoodirektor Alex Rübel. Politiker, Wirtschafts-führer, Musiker, Schauspieler, Fernsehmoderatoren und selbst offizielle Schönheitsköniginnen – Pfadi verbindet offensichtlich über alle Parteigrenzen und Berufsgattungen hinweg. Und manch gute Geschäftsidee ist im Kreise von Pfadifreundschaften entstanden. In diesem Teil der Ausstellung erzählen ehemalige Pfadis, welche Erinnerungen sie mit ihrer Pfadizeit verbinden und wie ihr Pfadinetzwerk und ihre Pfadierfahrungen noch heute nachwirken.

Pfadi und Militär

Das Vorurteil, dass die Pfadi militärisch sei, hält sich hartnäckig. Wer an Pfadi denkt, dem kommen automatisch Uniformen, Militärblachen und An- oder Abtreten in den Sinn. Doch wie militärisch war und ist die Pfadi wirklich? In diesem Teil der Ausstellung zeigen wir, dass die Erfahrungen des Berufsmilitärs und Pfadigründers Lord Baden-Powell dessen Pfadfinderkonzept durchaus beeinflusst haben. Wir machen aber auch sichtbar, dass vieles, was auf den ersten Blick militärisch anmutet, einen tieferen Sinn hat. So diente etwa die Pfadiuniform immer auch dem Zweck, die sozialen Unterschiede der Mitglieder in den Hintergrund treten zu lassen – eine Idee, die vielleicht aktueller ist, als wir denken.

Ausstellungsort Lichthof und Galerie im Stadthaus Zürich

Die Ausstellung richtete sich nicht nur an ehemalige Pfadis („weisch no?"), sondern auch an die heute aktive Pfadigeneration, an Schulklassen und weitere Interessierte. Weil sie die Brücke von der Vergangenheit ins aktive Pfadileben schlägt, wirkte die Ausstellung auch nachhaltig und diente nicht nur der Erinnerung an vergangene Abenteuer. Wie bei einer Pfadiübung in der Natur, liessen sich die Organisatoren auch bei der Gestaltung der Pfadiausstellung im Stadthaus ein auf die Gegebenheit des Ortes. Im Stadthaus ist es der architektonische Raum, der imposante Lichthof, der der Ausstellung Raum gibt, um die Pfadigedanken zu spinnen. Die Ausstellungsgestalter spannten Seile und Schnüre, verbanden gegebene Punkte und verdichten Zwischenräume zu inhaltlichen Themenschwerpunkten. Frei schwebend im Lichthof entstand so ein unübersehbares Zeichen, das auf die Ausstellung hinwies.

Alle Seile und Schnüre bildeten ein Netzwerk, das hinwies auf gemeinsam verbrachte Zeit und gemeinsam zurückgelegte Wege, auf Strukturen, Beharrlichkeit, Ausdauer, Lust und Freude, auf Verbindungen, Kontakte, sich kreuzende Wege und Begegnungen. Im Gegensatz zur virtuellen Vernetzung, die unseren Alltag prägt, schufen die Gestalter ein echtes Netz, das auf menschlichen Energien beruht. Seile spannen und spinnen, ein bisschen Verrücktsein im Alltag gelten lassen und davon etwas weitergeben – ganz so wie es die Pfadis seit 100 Jahren vorleben...

In der Galerie im 2. Stock entstanden zudem „Baumhäuser" mit Ausblick auf den Lichthof. Hier verdichtete sich das grosse Netzwerk zu Knotenpunkten rund um ausgewählte Themen, anhand derer die 100jährige Geschichte der Pfadi in Zürich vertieft und erläutert wurde. Die „Baumhäuser" funktionierten als Guckkästen und Vitrinen und wurden mit Informationen unterschiedlichster Art bestückt, sei es  mit Texten, Bildern, Objekten, Hörstationen oder Videos.

Impressionen Ausstellungsort Lichthof und Galerie im Stadthaus Zürich

100 Jahre Pfadi in Zürich - Ausstellung im Stadthaus Zürich

Quellenangabe: Bilder
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